Heißer Stuhl (systemisch) – Perspektivübernahme & Fokussierung
Der systemische *Heißer Stuhl* dient dazu, eine Fragestellung fokussiert zu bearbeiten, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und innere wie äußere Stimmen sichtbar zu machen.
Das Tool eignet sich besonders für Leitungsfragen, Konfliktsituationen, Entscheidungsprozesse und Klärung von Verantwortungsbereichen.
Einsatz in Supervision und Coaching
Konzentration auf ein zentrales Anliegen
Klärung innerer Ambivalenzen oder Konflikte
Sichtbarmachen verschiedener Positionen (intern oder extern)
Entwicklung neuer Handlungsoptionen
Stärkung von Selbstwahrnehmung und Entscheidungsfähigkeit
Ablauf Schritt für Schritt
1. Anliegen benennen
Die Person definiert klar ein Thema oder eine Frage, z. B.:
„Wie setze ich eine Grenze gegenüber meinem Team?“
„Wie löse ich die Spannung zwischen Erwartungen des Trägers/Unternehmens/Vorgesetzten und meinen eigenen Vorstellungen?“
„Welche Entscheidung fühlt sich wirklich stimmig an?“
Das Thema wird idealerweise auf eine Frage zugespitzt.
2. Der Stuhl als Fokus
Es wird ein einzelner Stuhl nach vorne gestellt – der Heißer Stuhl.
Die Person nimmt Platz, um:
sich voll und ganz emotional auf das Anliegen einzulassen
äußere Ablenkungen auszublenden
die eigene Perspektive klarer zu hören
Der Stuhl wirkt als Fokuspunkt und erzeugt eine emotionale und bewusste Verdichtung.
3. Perspektivwechsel ermöglichen (systemische Erweiterung)
Zusätzliche Stühle werden im Raum positioniert – jede Position steht für eine relevante Stimme oder Perspektive:
Beispiele:
Die Person wechselt bewusst zwischen den Stühlen und spricht jeweils aus dieser Perspektive. Es sollten nur die wichtigsten Positionen besetzt werden, um ggf. Komplexität zu verringern.
4. Reflexion & Integration
Nach dem Durchlaufen der Perspektiven:
Welche Stimme war besonders stark?
Welche Stimme wurde bisher überhört?
Wo besteht ein innerer Widerspruch?
Welche Perspektive bringt Klarheit oder Ruhe?
Was wird dadurch für die Lösung oder Entscheidung deutlich?
Der Supervisor/Coach hilft, Muster zu spiegeln und wesentliche Punkte herauszuarbeiten.
5. Abschluss & Transfer
Die Person kehrt auf den Hauptstuhl zurück und formuliert:
Damit wird das gewonnene Verständnis in Handlung überführt.
Hinweise zur Durchführung
Stühle können räumlich unterschiedlich weit entfernt stehen (symbolisch für Nähe/Distanz).
Es können auch 2–3 innere Stühle reichen, statt vieler.
Besonders hilfreich in Verbindung mit Körperwahrnehmung (z. B. „Wie fühlt es sich auf diesem Stuhl an?“).
Das Tool ist in erster Linie für ein Einzelsetting geeignet.
Hohe Klarheit innerhalb kurzer Zeit
Lösung von inneren Ambivalenzen
Bessere Abgrenzung und Priorisierung
Sichtbarkeit von Rollen und Erwartungen
Selbstwirksame Entscheidungen statt Gefangensein in Erwartungen anderer
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